WDR: Chinesische Hacker sprengen deutsche Atomkraftwerke

René René am 25. März 2009 in Allgemein

Grade habe ich auf WDR einen Beitrag mit dem schillernden Titel Angriff auf Berlin – Wie China uns ausspioniert geguckt.

Es macht mich immer traurig, wenig fundierte Techno-Panikmache im Fernsehen zu sehen. Insbesondere, wenn selbst ein Mensch wie ich, der sich mit Sicherheitsfragen nicht auskennt, auf den ersten Blick merkt, dass die Redakteure einer Story hinterher jagen, die eigentlich keine ist.

Besonders bestürzend auch hier, dass die Aussagen des einzigen deutschen Experten dermaßen kontextlos zusammengeschnitten sind, dass es mich an eine Folge der Simpsons erinnert. Jeder halbwegs intelligente Mensch kann hier erahnen, dass die gestellten Fragen im Interview nichts mit Superhackern aus China zu tun haben, zu mal die Antworten des Experten alle im Konjunktiv gehalten sind. Er sagt etwas wie: “solche Werkzeuge könnten dann unter Umständen auch missbraucht werden” (es wird wirklich nur dieser Teil des offensichtlich längeren Satzes hineingeschnitten), die Szene wechselt auf eine AKW-Kontrolltafel und der Erzähler im off jubiliert: “Da haben wir’s! Die Bedrohung ist real!”

Und, auch wenn ich weiß, dass ich mich darüber gar nicht mehr aufregen dürfte, finde ich es extra bestürzend, wenn dieser Gossen-Journalismus mal wieder dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen entspringt und ich sehen muss, was für ein Schund mit meinen Gebühren produziert wird.

Würde ich davon im Bekanntenkreis erzählen, wären die Reaktionen sicherlich geteilt. Dieser ganze Technikkram wäre ja auch zu undurchsichtig, hieße es vielleicht. Aber wieso sollten sich die gleichen Journalisten bei anderen Themen mehr Mühe geben? Wieso sollten sie differenzierter über die Weltwirtschaftskrise berichten als über die Hackerbedrohung aus China? Das sind beides sehr komplexe Themen, die – zum Leitwesen der Reporter – nicht auf einen Bierdeckel passen.

Die Erkenntnis zum Bildungsauftrag dieser Sender.: Die Öffentlich-Rechtlichen müssen gar nicht auf Computerspielen rumreiten, um beim race to the bottom in Sachen Niveau vorne mitzuspielen.

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