Das “echte” Leben macht also keinen Spaß mehr?

René René am 15. März 2009 in Allgemein | Tags , ,

Never let your schooling interfere with your education.

Mark Twain (nicht gesichert)

Der Mensch, der das gesagt hat, wusste wovon er spricht und ich gebe ihm recht. Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als die formale Ausbildung, nur geraten diese bei zunehmendem Leistungsdruck unserer Gesellschaft immer mehr in den Hintergrund. Klar, große, multinationale Konzerne erwarten sehr gute Noten, Auslandserfahrung, Praktika und mehr. Und damit hat man natürlich noch keine Garantie, in dem Unternehmen auch wirklich weit zu kommen. Nicht selten liest man in der WiWo von Prototyp-Studenten, die nach 3-5 Jahren frustriert ihren Traumjob beim Traumarbeitgeber wieder hinschmeißen und lieber im Mittelstand arbeiten wollen, da im Konzern alle Aufstiegschancen vergeben scheinen. Viele berichten von Startup-ähnlichen Überstunden ohne Bezahlung und Anforderungen, die wenig bis nichts mit dem zu tun haben, was sie eigentlich mit Beginn des Studiums mal im Auge hatten und immer noch gerne täten.

Die entscheidende Frage ist nur: Muss das so sein?

Immer, wenn mir Leute Sätze à la “Tja, willkommen im richtigen Leben.” oder “Werd endlich erwachsen!” entgegenschleudern, frage ich mich, warum das echte Leben und Erwachsensein nach Meinung aller weniger mit Verantwortung und Pflichtgefühl, als vielmehr mit Entbehrungen und wenig bis gar kein Spaß mehr zu tun haben muss. Klar, muss auch ich meine Miete bezahlen und klar, würde ich auch gerne wenigstens jedes zweite Jahr mal in Urlaub fahren. Aber soll ich es als erstrebenswert ansehen, mich wund zu buckeln in einer Position die mir nicht passt, nur damit ich die Miete für eine größere Wohnung und das Geld für einen jährlichen Sommerurlaub habe? Wie sehr sollen mich denn (größere) vier Wände und zwei Wochen auf den Balearen dafür entschädigen, dass ich 351 Tage im Jahr mit schlechter Laune zu meinem Arbeitsplatz komme und nach Schema F bis 17 Uhr durchhalte, weil mich der Gegenstand meines wirtschaftlichen Tuns weniger interessiert als die Weltmeisterschaft im Turnierreiten?

Wer hat uns eigentlich der Fähigkeit beraubt, die Herren unseres Handelns zu sein?

Mark Twain hatte recht: “Bildung” hat mit Schule so viel zu tun wie “Arbeit” mit “knechten”. Nur weil die Mehrheit beides mit dem jeweils anderen assoziiert, heisst das nicht, dass sie Recht haben. Geschweige denn, dass ihre Maßstäbe für uns gelten müssten.