Geben ist seliger als nehmen, wurde uns früher beigebracht. Doch in der Geschäftswelt wird man so nicht allzu weit kommen. Es geht auch ums bekommen. Was solltet ihr von euren Kunden erwarten, um was solltet ihr sie bitten, nach was solltet ihr sie fragen?
Bittet um eine Vorauszahlung. Wenn ihr ein langfristiges Projekt annehmt, dass für euch ein finanzielles Risiko darstellt, dann scheut euch nicht, um eine Vorrauszahlung zu bitten. Vereinbart Etappen- und Zahlungsziele.
Bittet um mehr Zeit, wenn ihr sie braucht. Auch hier gilt: Ehrlichkeit ist Trumpf. Wenn ihr eine Deadline definitiv nicht halten werdet, dann redet mit eurem Kunden darüber. Wie Muttern sagt: “Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden!”
Fragt nach einem Testimonial. Bittet nach dem erfolgreichen Projektabschluss um ein Testimonial für eure Homepage. Ein authentisches, gut platziertes Testimonial ist nämlich Gold wert (im Gegensatz zu denen für Schlankmachpillen). Verlinkt die Firma des Kunden unter seinem Text, damit potentielle Neukunden Kontakt mit ihm aufnehmen und nach eurer Arbeit fragen können.
Fragt nach zukünftigen Aufträgen. Wenn ihr ein Projekt erfolgreich durchgezogen habt, dann fragt, ob ihr nicht ins Lieferantenverzeichnis aufgenommen werden könnt. Seht zu, dass ihr für möglichst viele Kunden “der Flash/Webdesign/Internet-Typ” seid, so kommen stetig Aufträge rein.
Bittet um Meinungen und Anregungen. Ihr werdet nur so erfahren, worin ihr gut seid und wo ihr noch Schwächen habt. Und vor allem:
Fragt nach Feedback. Immer wieder. Denn es ist unendlich deprimierend und eine Riesenzeitverschwendung, nach vier Wochen Dauerarbeit gesagt zu bekommen, dass man das der Kunde ja alles ganz anders gemeint habe. In dieser Situation waren wir alle schon, und es ist kein Spaß!
Der erste Schritt, um Freelancer zu werden, ist einfach: Beschliesst es.
“Ich bin jetzt freischaffender Web-Designer/Programmierer/Grafiker…”
Ob man sich als erstes direkt Visitenkarten drucken sollte, lasse ich an dieser Stelle mal dahin gestellt, aber eine kleine Website solltet ihr euch einrichten. Als nächstes tragt ihr eure neue Beschäftigung in eure E-Mail-Signatur ein, überarbeitet eure Xing/Facebook/etc.-Seite und dann wartet ihr. Auf Arbeit.
Aber woher soll man, ohne Referenzen und Erfahrung, Aufträge bekommen?
Hier ein paar Ideen:
Macht ein Praktikum. Um in einem Bereich Fuß zu fassen, muss man manchmal ins kalte Wasser springen. Es kann sich jedoch auch auszahlen, die ersten Gehversuche mit etwas Hilfestellung zu machen. Falls es in eurer näheren Umgebung eine Agentur gibt, die in der Branche tätig ist, in die ihr wollt, dann fragt doch einfach mal nach, ob ihr nicht ein Teilzeit-Praktikum dort machen könnt. So könnt ihr auf jeden Fall erste Erfahrungen sammeln, und – wer weiß – vielleicht bietet euch die Agentur anschließend sogar einen Job an.
Arbeitet umsonst. Damit meine ich natürlich nicht für jeden. Aber guckt euch in eurer Umgebung um, wo ihr Arbeit entdeckt, die ihr auch ohne Entgelt machen würdet – für euer Portfolio. Baut ein Kumpel grade eine Browsergame/Social-Network/o.ä., dann entwerft doch das Logo, Screen-Design oder macht das Begrüßungsvideo. Solange ihr in der Idee/Nische/Umsetzung des Projekts Potenzial seht, drängt euch ruhig auf. Läuft die Sache gut, werdet ihr nicht nur auf der neuen Website verlinkt (bspw. im Footer) – Ihr könnt die Leute zusätzlich um Testimonials für eure eigene Seite bitten, so dass eure Besucher gleich sehen, was ihr schon gemacht habt.
Teilt eure Erfahrungen. Wenn ihr etwas sicherer auf eurem Terrain seid, dann teilt dieses Wissen mit anderen. Schreibt Artikel oder startet ein eigenes Blog. Glaubt mir, es macht Spaß und bringt euch mit wieder ganz anderen Leuten zusammen.
Sagt der Welt, was ihr tut. Beteiligt euch an Diskussionen (bspw. auf Twitter). Packt alles, was ihr macht, in eure E-Mail-Signatur (neuster Artikel, Blog-URL, o.ä.). Erwähnt eure Arbeiten wo ihr geht und steht, nur so macht ihr letztendlich die Welt auf euch aufmerksam.
Wenn ihr weitere Anregungen zum Thema “Was tun bis ich voll ausgebucht bin” habt, immer her damit!
Heute mal, wenn auch allgemein gültig, speziell an die Designer: Wer schreibt, der bleibt. Das musste ich erst vor kurzem wieder feststellen, und doch ich kenne viel zu viele Designer, die sich ohne jedwede schriftliche Zusagen in die Arbeit stürzen, da rechtlicher Schriftkram natürlicherweise nicht zu ihren Passionen gehört. Selbstverständlich haben die meisten Freelancer keinen Spaß am Aufstellen von Zeitplänen, einem Pflichtenheft und all den anderen Spitzfindigkeiten, da sie sich in der Regel aus Spaß am Designen und Coden selbststädnig gemacht haben. Aber ohne jedes Schriftstück zu arbeiten kann extrem gefährlich sein! Lasst euch hier nicht abschütteln, sonst führt das früher oder später auf eurer Seite zu einem Desaster.
“Ach, für das kleine Seitenlayout schreib ich doch nicht extra ne ganze Seite”